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Du möchtest dein Kind besser verstehen und erreichen?

Autorenbild: Josy WittmannJosy Wittmann

Aktualisiert: 17. Okt. 2024




Wir alle kennen das Gefühl, wenn unser Kind sich auf einmal seltsam verhält – und wir stehen ratlos daneben. Es kann sehr frustrierend sein, nicht zu wissen, was los ist, besonders wenn man selbst erschöpft und gestresst ist. Aber tief im Inneren wissen wir: Unser Kind handelt nicht grundlos so. Es gibt immer einen Grund, auch wenn er für uns nicht sofort ersichtlich ist.


Ich möchte dir ein paar Impulse geben, um das Verhalten deines Kindes besser zu verstehen und dir drei Leitfragen an die Hand geben, die du dir in schwierigen Momenten stellen kannst. Aber vorher lass uns einen Blick auf die grundsätzliche Dynamik des kindlichen Verhaltens werfen.


Verhaltensweisen – immer mit einem Grund


Lass mich dir eine Geschichte aus meiner Praxis erzählen, die das gut veranschaulicht:


Eine Gruppe von Eltern trifft sich regelmäßig auf dem Spielplatz, um ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, gemeinsam zu spielen und Zeit miteinander zu verbringen. Tim ist normalerweise voller Vorfreude und liebt diese Treffen. Doch an diesem Tag sieht alles anders aus. Tim weigert sich, den Spielplatz zu besuchen. Auf die Frage seiner Mutter, warum er nicht mitgehen möchte, antwortet er nur wütend: „Ich gehe da nie wieder hin!!“


Eine solche Situation kommt dir vielleicht bekannt vor. Kinder, die plötzlich nichts mehr wollen, was sie sonst gerne tun. Wutanfälle aus dem Nichts. Und als Eltern stehen wir oft hilflos daneben und wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Die Reaktion auf solche Verweigerungssituationen ist oft dieselbe: Wir werden frustriert, versuchen zu erziehen, drohen vielleicht mit Konsequenzen oder lassen uns zu schnellen Urteilen hinreißen. Doch was steckt eigentlich hinter dem Verhalten?


Kinder handeln nie ohne Grund


Was wir als Eltern oft übersehen: Kinder haben immer einen Grund für ihr Verhalten. Auch wenn es uns auf den ersten Blick sinnlos oder sogar trotzig erscheint, gibt es immer eine Ursache, die sich unter der Oberfläche verbirgt. In Tims Fall könnten es verschiedene Faktoren sein: Vielleicht gab es einen Streit mit einem Freund beim letzten Spielplatzbesuch, vielleicht fühlt er sich heute müde und überfordert oder es liegt ein ganz anderer emotionaler Grund vor.


An dieser Stelle könnten wir jetzt an Tims Verhalten „herumschrauben“, ihn als „problematisch“ einstufen und Maßnahmen ergreifen, um das Verhalten zu korrigieren. Oder wir halten die Lupe drauf, schauen genauer hin und fragen uns: Worum geht es eigentlich?


Verhaltensorientierte Gesellschaft und der Druck zur Anpassung


Unsere Gesellschaft ist stark verhaltensorientiert. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass Kinder sich „gut“ verhalten, nicht auffallen und den Normen entsprechen. Wenn ein Kind aus der Reihe tanzt, wird oft schnell reagiert: „Wie können wir das wieder geradebiegen?“ Dieser Druck lastet auf uns als Eltern – und letztlich auch auf unseren Kindern.


Doch was, wenn das Verhalten des Kindes in Wahrheit eine gesunde Reaktion auf eine ungesunde Umgebung ist? Was, wenn das „auffällige“ Verhalten uns auf etwas hinweist, das wir als Eltern übersehen haben? Kinder, die uns durch ihr Verhalten herausfordern, zeigen uns oft, dass etwas nicht stimmt – entweder in ihrer Umwelt oder in der Art und Weise, wie sie mit einer Situation umgehen müssen.


Dein Kind verstehen – Drei Leitfragen für schwierige Momente


Wenn dein Kind das nächste Mal „auffällt“ – sei es durch Wutanfälle, Verweigerung oder anderes herausforderndes Verhalten – nimm dir einen Moment Zeit, bevor du reagierst. Anstatt vorschnell zu urteilen oder Maßnahmen zu ergreifen, stelle dir folgende Fragen:


  1. Was hat sich (seit kurzem oder in letzter Zeit) verändert? Hat es in letzter Zeit eine Veränderung gegeben, die dein Kind vielleicht belastet? Ein Umzug, eine neue Schule oder Kita, Konflikte in der Familie? Oft sind es äußere Umstände, die zu solchen Reaktionen führen.


  1. Wann und in welcher Situation zeigt dein Kind vermehrt ein „auffälliges“ Verhalten? Gibt es bestimmte Situationen oder Zeitpunkte, an denen das Verhalten häufiger auftritt? Vielleicht zeigt sich das Verhalten immer nach der Kita oder abends, wenn dein Kind erschöpft ist?


  2. Gibt es vergleichbare Situationen, die besser laufen? Wenn ja, was ist dort anders? Gibt es ähnliche Situationen, in denen dein Kind nicht „auffällig“ reagiert? Was unterscheidet diese Situationen? Vielleicht fühlt sich dein Kind dort sicherer, wohler oder weniger gestresst?



Dein Kind als Spiegel


Wenn wir lernen, das Verhalten unserer Kinder als Spiegel für ihre Bedürfnisse zu sehen, anstatt es vorschnell als „problematisch“ abzustempeln, gewinnen wir eine ganz neue Perspektive. Kinder verhalten sich oft sehr gesund in einer Umgebung, die für sie emotional schwierig ist. Sie sind nicht „falsch“ – sondern oft die ehrlichsten und klarsten Wesen, die wir kennen. Sie zeigen uns, wenn etwas nicht stimmt, oft bevor wir es selbst erkennen.


Sortiere, verstehe, halte die Lupe drauf. Das sollten die ersten Schritte sein, bevor du Maßnahmen ergreifst. Wenn du dir die Zeit nimmst, genauer hinzuschauen, wirst du vielleicht feststellen, dass dein Kind dir eine Botschaft sendet – eine, die mit Liebe und Geduld entschlüsselt werden kann.


P.S. Schau mal:


Ich freue mich, dich auf diesem Weg zu begleiten!


Alles Liebe

Deine Josy ❤️

 
 
 

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