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Mein Weg zur bindungs- und beziehungsorientierten Elternschaft

Autorenbild: Josy WittmannJosy Wittmann

Aktualisiert: 16. Juni 2022



Die Geburt meines Sohnes hat mein Leben, sowohl beruflich als auch privat, komplett auf den Kopf gestellt. Ich habe mich selbst noch nie so stark reflektiert und hinterfragt, meine eigenen Werte, Glaubenssätze und Muster überprüft.

Kinder sind der Spiegel unseres Selbst und sie sind ein großartiges Geschenk für eigenes Wachstum, wenn wir es zulassen und annehmen wollen.

Ich möchte als Eltern- und Familienberaterin Familien begleiten und ermutigen ihren eigenen Weg zu gehen mit mehr (Ver-)Bindung und Beziehung, um Machtkämpfe im Alltag zu reduzieren und wieder mehr Leichtigkeit zu spüren.

Wir leben in einer verhaltensorientierten Gesellschaft, in der es hauptsächlich um Anpassung und Konditionierung geht. Doch jedes Verhalten hat einen Sinn und es lohnt sich so sehr hinter das Verhalten zu schauen!

Es ist für mich eine Herzensangelegenheit geworden einen anderen Blick auf Kinder zu ermöglichen und alte herkömmliche Erziehungsmuster aufzudecken und zu hinterfragen.

Meine Vision ist, möglichst viele Menschen mit meinen Impulsen zu erreichen, um unsere Welt ein kleines bisschen liebevoller und friedvoller zu gestalten.

Alles beginnt in uns selbst.


Es war alles anders…


Ich hatte mir das Leben mit Baby immer sehr romantisch und entspannt vorgestellt. Ich sah mich in diversen Babykursen, Cafés mit anderen Müttern oder shoppen in Einkaufszentren.

Die Realität hat mich sehr schnell auf den Boden geholt, als mein Sohn auf der Welt war.

Meine Erwartungen/ Vorstellungen und die Realität prasselten aufeinander. Ich war erstmal überfordert mit der neuen Situation und mit der neuen Rolle als Mutter. Die „schöne Kuschelzeit“ von der alle immer sprachen, stellte sich zu Beginn also erstmal überhaupt nicht bei mir ein. Ich war am Zweifeln - an mir als Person und an mir als Mutter.

Hinzu kam, dass unser Sohn sich ziemlich schnell nicht mehr ablegen ließ und er praktisch den ganzen Tag und die halbe Nacht nur auf uns lag bzw. auf uns schlief.

Er begann recht früh, recht viel zu weinen. Mehrere Stunden am Tag. Er war sehr reizoffen, kam nicht zur Ruhe und hat sehr schlecht in den Schlaf gefunden, was die Reizverarbeitung zusätzlich erschwerte. Ich verbrachte meine Tage im abgedunkelten Schlafzimmer mit Baby in der Trage, während sich andere Mütter an den sommerlichen Tagen draußen aufhielten, sich trafen und anscheinend ihren Beginn der Elternzeit genossen.

Meine Zweifel wurden größer. Was mache ich falsch? Was ist mit meinem Kind los? Wieso ist alles so anders und wieso fühlt sich das Muttersein so unfassbar anstrengend an?

Die Stimmen im Außen befeuerten meine Zweifel: „Du musst ihn auch mal ablegen. Er kennt es ja auch nicht anders und wird nur von dir getragen!“, „Er muss sich nur daran gewöhnen.“, „Leg ihn doch in sein Bett. Schläft er da nicht?“, „Ja, er schreit so viel, weil er Hunger hat. Babys schreien nun mal.“

Andere Eltern in meinem Umfeld machten komplett andere Erfahrungen und konnten (zurecht) meine Schwierigkeiten überhaupt nicht nachvollziehen.

Ich fühlte mich einfach alleine, unverstanden und nicht ernst genommen.

Das stundenlange Schreien jeden Tag war die erste Grenzerfahrung in meinem Leben. Ich kann mich nicht daran erinnern eine vergleichbare, ähnliche Anstrengung erlebt zu haben. Ich weiß, dass ich eigentlich nur noch eine leere Hülle war, völlig am Ende meiner Kräfte.

Es war wahnsinnig schwer mein eigenes Kind so anzunehmen, wie es ist und mich von den Vorstellungen, die ich hatte, zu verabschieden.

Ich begann Bücher zu wälzen, Blogeinträge zu lesen und zu recherchieren. Ich habe mich viel mit dem Thema „Bindung“ und „Beziehung“ befasst und damit, was Kinder eigentlich brauchen. Ich konnte so immer mehr Wissen und Sicherheit auf meinem Weg dazu gewinnen.

Heute weiß ich aus den neuesten Erkenntnissen der Säuglingsforschung, Entwicklungspsychologie und Hirnforschung, dass meine eigene innere Stimme und Intuition von Anfang an aus gutem Grund lauter war, als die Stimmen im Außen. Und ich bin wahnsinnig froh auf sie gehört zu haben.

Wir hatten viel ausprobiert, doch das Einzige, was uns wirklich in unserer Situation geholfen hat, war die Zeit. Das Schreien nahm irgendwann ab, was blieb war die Reizoffenheit und die Erkenntnis, dass ich die Wahl habe: Entweder nehme ich mein Kind an, so wie es ist oder ich hadere mein Leben lang mit meinem Schicksal.

Ich entschied mich für die Annahme, Akzeptanz und bedingungslose Liebe.

Ich bin dankbar für mein Kind. Er hat mich auf meinen Weg gebracht, den ich heute so nicht gehen würde. Er zeigt mir jeden Tag aufs Neue, dass es sich lohnt, auf sich selbst zu schauen, in (Ver-)Bindung zu gehen und konstruktive Beziehungen zu führen.

Ich bin davon überzeugt, dass Eltern und Kinder sich tief verbunden fühlen können, wenn bedingungslose Liebe fließen kann. Ich glaube fest daran, dass alles in uns selbst beginnt. Wenn wir uns selbst nicht annehmen, ist es geradezu unmöglich unser Kind anzunehmen.


Eure Josy


 
 
 

1 Comment


Unknown member
Jun 22, 2022

liebe josy


herzzerreißend wunderschön wie du mitlerweile die verbindung zu boii a. beschreibst!

ich fühle jede zeile mit dir!

es ist so schwer in der “neuen“ mamawelt zurechtzukommen mit diesen ganz lauten wertenden stimmen, die dein kind anscheinend alle besser kennen als du selbst!


es ist so wundervoll was du aus eurer reise heraus geschafft hast-wozu sich dieser steinige weg entwickelt hat-jnd was nun tolles daraus geboren wurde!

du bist so viel mehr als mama-freundin-weggefährtin!!! du bist eine von uns! und genau das brauchen wir: jemanden der uns verzweifelten auf augenhöhe mit wertschätzung begegnet!

und uns ein paar werkzeuge zum ausprobieren an die hand gibst!

du wundervolle seele…!!!

ich bin ganz ganz stolz auf dich-und auf a.!!!

denn er hat…

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